Haben drehende Medien noch Zukunft?

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DonLucio
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Haben drehende Medien noch Zukunft?

Beitrag von DonLucio »

Nachdem ich meine beiden letzten AOS-Installationen sehr zufriedenstellend auf SSDs im Terabyte-Bereich installiert habe, frage ich mich, ob es noch Sinn macht, Festplatten zu haben, jedenfalls für Desktop-Verwendung. Bei 20-TB-Platten für Server mag sich die Frage anders stellen.

Langzeit-Archivierung? Nachdem ich heute eine knapp 10 Jahre alte Datensicherungsplatte wegschmeißen mußte, weil sie ums Verrecken nicht mehr zum Laufen gebracht werden konnte, frage ich mich noch einmal mehr: Wozu diese schweren, klobigen, mechanisch anfälligen Datentresore noch benutzen?

Hat jemand eine andere Sichtweise?

Gruß,
Lutz W.
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Cif
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Beitrag von Cif »

Ahoi : )

Meines Erachtens steigt die Attraktivität von HDDs mit zunehmender Größe des verfügbaren Speicherplatzes.

SSDs, NVMEs und natürlich PCIexpress-Storage sind alle nett bei verträglichen Größen, aber wenn ich an daheim denke... ich habe etwa 10 TB an zu backuppenden always-on Daten auf dem Fileserver liegen.
Diese Kapazität (also mindestens..) muß dreimal vorgehalten werden:
1) im Fileserver, always on
2) als regelmäßig synchronisierte Kopie (nach Sync aus dem Rahmen ziehen und außerhalb der Storage lagern)
3) als Location-extern gelagerte, regelmäßig synchronisierte Kopie

D.h. um dieses Szenario abzubilden, brauche ich nicht nur 1x 10 TB, sondern gleich 3x 10 TB.
Das geht bei HDDs ins Geld, aber bei SSDs ist man danach arm. ;o (jedenfalls ich.. hehe)

Bei kleinen Datenträgergrößen (sagen wir bis 1 TB) würde ich SSDs aber durch die Bank weg empfehlen. Die Performance und Verläßlichkeit (besonders die Samsung (z.B. 860) PRO-Modelle (EVO geht auch noch) ist ziemlich überzeugend.

Für reine Desktop-Systeme würde ich HDDs nicht mehr einsetzen, nur noch SSDs oder NVMEs.
Für große Datenmengen, wie etwa Backup und Fileserver-Storage ist HDD nach wie vor die bezahlbarste Variante.

Der Performancevorteil von SSDs und Co kann die NAS für den Heimgebrauch eh nicht ausspielen, folglich reichen auch HDDs dafür aus.
Einzig der Stromverbrauch von SSDs versus HDDs könnte ein Argument sein... aber das könnte länger dauern, bis der BreakEven (HDDs vs SSDs in einer NAS) erreicht ist, besonders bei DEM Anschaffungspreis, der bei den großen Medien noch immer weit auseinandergeht.

Mathias
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LotharS
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Beitrag von LotharS »

DonLucio hat geschrieben: So 19. Sep 2021, 16:26 Nachdem ich heute eine knapp 10 Jahre alte Datensicherungsplatte wegschmeißen mußte
Da hatte sie doch ein stattliches Alter erreicht, ersthaft. Früher lebten die nicht so lange, jedenfalls hier.

Meine kurze Idee: Was häufig schnell starten soll: auf interne SSD/NVMe, Backup auf externe SSD (damit' nicht ewig dauert...), solange bis sie vom vielen Schreiben von alleine stumm wird.. Datengrab und Seltenes aber immernoch billiger auf HDD. :)
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DonLucio
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Beitrag von DonLucio »

Danke für eure Einschätzung.
Also im Grunde sind wir da einig: Bei Online-Datenmengen (also Nicht-Archive im Keller) im niedrigen TB-Bereich überwiegen die (nur noch leichten) Kostenvorteile der HDDs nicht die immensen Vorteile der SSDs, was Handling und Geschwindigkleit anbelangt.

Als niedrigen TB-Bereich kann man heutzutage - sag ich mal - 2 TB benennen. Da gehen schon seeeehr viele Daten drauf, meine Güte, vor drei Jahren gab es noch Journalisten, die das Wort gar nicht kannten. Oder mit mit Doppel-R schrieben :lol:

Also wir reden hier ja nicht von Spezialanwendungen, z.B. hochauflösenden Weltraumfotos oder CT-Röntgenaufnahmen oder die Starwars- + Bonanza- + Tatort-Folgen der letzten 30 Jahre im 4k-Format ...

@cif, was in aller Welt speicherst du da, was 10 Terabaye umfasst. Und das in drei Generationen Uff! :-)
Zu deinem Thema NAS: Ok, da habe ich auch eine 2x4TB-Installation. Die ist fast leer, macht aber ne Menge Lärm bei mir im Office (hat Gründe, dass sie nicht im Keller steht). Und ich denke, in ein- zwei Jahren wird man auch 4TB-SSDs zum gleichen Preis wie heute HDDs kriegen.

@Lothar:
"Da hatte sie doch ein stattliches Alter [10 Jahre] erreicht, ernsthaft. Früher lebten die nicht so lange, jedenfalls hier. "
Sie war ja nicht 10 Jahre lang in Betrieb, vielleich 4, danach hatte ich sie alle paar Monate mal (als Archiv) upgedatet und wieder in den Schrank gelegt. Und irgendwann - jetzt kürzlich, als ich eine Datei suchte - sprangen die Steppermotoren nicht mehr an. Also Langzeitarchivierung scheint mir im (non-professionellen) Home-Bereich immer noch ein Problem zu sein. Ob da die SSD-Technik etwas grundlegend ändert ?

Also ich wag's mal: Weg mit den HDDs von meinen Einkaufszetteln.

Gruß,
Lutz W.
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Cif
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Beitrag von Cif »

DonLucio hat geschrieben: Di 21. Sep 2021, 10:46 Was in aller Welt speicherst du da, was 10 Terabaye umfasst. Und das in drei Generationen Uff! :-)
Hmm, da wären zu allererst abzuarbeitende Entwicklungs- und Übersetzungs-Projekte, virtuelle Maschinen und deren regelmäßig abgelegten Stände, ISOs, Anwendungsspeicher, Urlaubs-Familienfotos und -videos, abzuarbeitender Anime-Cache, abzuarbeitender Film-Cache, HowTos, Minecraftserver-Sicherungen, Webserver-Sicherungen, und und und...
Man müßte VIEL mehr Zeit haben, um das alles mal flotter abzuarbeiten, dann könnte man wieder einen Scheit aus dem Feuer nehmen, um Strom zu sparen, aber so schaut es im Moment nicht aus. Grml..

DonLucio hat geschrieben: Di 21. Sep 2021, 10:46Ich denke, in ein- zwei Jahren wird man auch 4TB-SSDs zum gleichen Preis wie heute HDDs kriegen.
Bei fortlaufender Entwicklung.. jep. : )
Aber wer weiß was zwischendurch noch erfunden wird, wie damals das Ding wo man mit Plattenplatz Geld machen konnte (virtuelle Piraten-Cloud mit verteiltem Speicher).
Macht natürlich in Deutschland keinen Sinn, da zu teure Strompreise. - Wundert mich nur, daß die Chinesen nicht auf den Zug aufgesprungen sind, aber offenbar war Bitcoin-Mining mit Grafikkarten ertragreicher.

Beim Storage-Modell bedeutete Uptime und Speicher Einnahmen, je mehr desto besser. - Vergleichbar natürlich zum Mining mit Grafikkarten, das sich heute ja leider noch immer großer Beliebtheit erfreut, weswegen ich noch immer auf ner GTX770 hänge, da ich einfach nicht gewillt bin den (fast) dreifachen UVP-Preis für ne aktuelle Karte zu zahlen, die die Händler zu Wucherpreisen verticken. (z.B. nvidia RTX3080ti UVP 780 EUR... beim Händler 1.800, wenn überhaupt lieferbar, bei Ebay dann nochmal das doppelte drauf.. xD Mondpreise!)

Lothar hat geschrieben: Da hatte sie doch ein stattliches Alter [10 Jahre] erreicht, ernsthaft. Früher lebten die nicht so lange, jedenfalls hier.
Kommt aufs Modell an, auf den Hersteller und ob es ein Montagsgerät war. : )
Ich hatte eher schlechte Erfahrungen mit Seagate-, Toshiba- und Excelstore (gibts die überhaupt noch? ;D)
Als gut und langlebig hatten sich bei mir im Einsatz generell Platten von IBM (jetzt HGST), Hitachi (jetzt HGST), und Western Digital herausgestellt (bis auf die Reihen "Raptor" und "Velociraptor").

Bei IBM DeskStar-HDDs (nicht ohne Grund "DeathStar" genannt), mußte man Obacht geben, daß die nicht zu lange idlen, da die Schmierung da drin was verkleisterte, wenn ich mich recht erinnere.. half nur immer wieder beschäftigen. - Ein Großteil davon lebt noch immer bei mir, allerdings nicht mehr 24/7 im Einsatz.)
Einige WD_Raptor- und WC_Velociraptor-HDDs hatten temperaturprobleme.. gingen nur wenn sie kalt waren. Ab ~30°C (lt. SMART) liefen sie zwar noch, aber waren "wie weg", wurden nicht mehr erkannt.. (glaub der Effekt stellte sich so nach 2 Jahren ein..) Nach dem Erkalten liefen sie wieder, als wäre nie was gewesen... SMART auch nix geloggt.. ;o

Was aber gut läuft, und das seit Jahren, sind alle sonstigen Hitachi und WD-Platten. (Sogar die Desktop-HDDs.. müssen nichtmal zwingend die teuren NAS-Platten sein!)
Dabei habe ich festgestellt, daß es offenbar hilft, die Dinger einfach nicht abzuschalten, sondern 24/7 laufen zu lassen, über Jahre. (Obacht.. kein PowerManagement... die dürfen nicht dauernd an und ausgehen)

Die HDDs im Fileserver sind nun locker 9 oder 10 Jahre alt (kein Problem.. gibt ja Backups für den Notfall, und die Anwendung ist nicht zeitkritisch. :D), zeigen auch laut SMART keine Anzeichen von Ermüdung.
PowerOnHours laut SMART locker > 90.000 Stunden, 6x gestartet, 0 fehlerhafte Sektoren, 0 Sektoren pending, max Temp 33°C, Durchschnittstemp.: 30°C

Im Falle eines Defekts wird halt die vorher gesyncte Ersatzplatte reingeschoben, und es geht einfach weiter. (Die Ersatzplatten haben natürlich deutlich weniger PowerOnHours, wurden deutlich häufiger angeschalten, eben weil sie ja nicht dauerhaft mitlaufen.)

Bis jetzt keine Ausfälle zu verzeichnen.

Auf Arbeit ergibt sich ein ähnliches Bild: WD und Hitachi --> gut, Seagate eher flopp (fallen gern mal nach 3-4 Jahren aus, bei gleicher Verwendung und Umgebung wie die WDs und Hitachis).
Die "guten" DELL Constellation-Platten (um-gelabelte Toshiba-HDDs :o) reihen sich im Seagate-Niveau ein, sind aber laaaangsam, im Gegensatz zu Seagate, WD und Hitachi.

DonLucio hat geschrieben: Di 21. Sep 2021, 10:46 Irgendwann - jetzt kürzlich, als ich eine Datei suchte - sprangen die Steppermotoren nicht mehr an. Also Langzeitarchivierung scheint mir im (non-professionellen) Home-Bereich immer noch ein Problem zu sein. Ob da die SSD-Technik etwas grundlegend ändert ?
Ohje.. sehr ärgerlich! :/ Das ist mir zum Glück noch nicht passiert, sehr wohl aber, daß die HDD-Oberfläche sich offenbar über die Jahre enorm verschlechtert hatte, und nach Wiederinbetriebnahme viele viele nicht lesbare (und pending) Sektoren aufwies. (Für solche Zwecke hab ich die selben Daten grundsätzlich immer nochmal auf einer zweiten HDD gespiegelt, denn es sollte unwahrscheinlich sein, daß auf beiden HDDs der gleiche Berech kaputtgeht.. teu teu teu.. :>)

SSDs sollten für Storage perfekt sein, da es keine Oberfläche gibt, die "degraden" kann, jedoch hab ich mal (bei ... war es heise?) gelesen, daß die Speicherchips bei SSDs nach einer bestimmten Zeit mehr und mehr die Zell-Ladung verlieren, und es dadurch zu einer Datenverschlechterung kommen kann.
Es wird daher empfohlen, eingelagerte SSDs ab und an mal kurz an den Strom zu stecken (nicht zu schreiben, sondern ggf. nur Lesen, und wieder abziehen), dann sollten die theoretisch ewig leben.
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DonLucio
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Beitrag von DonLucio »

Cif hat geschrieben: Di 21. Sep 2021, 14:16SSDs sollten für Storage perfekt sein, da es keine Oberfläche gibt, die "degraden" kann, jedoch hab ich mal (bei ... war es heise?) gelesen, daß die Speicherchips bei SSDs nach einer bestimmten Zeit mehr und mehr die Zell-Ladung verlieren, und es dadurch zu einer Datenverschlechterung kommen kann.
Es wird daher empfohlen, eingelagerte SSDs ab und an mal kurz an den Strom zu stecken (nicht zu schreiben, sondern ggf. nur Lesen, und wieder abziehen), dann sollten die theoretisch ewig leben.
Das war nicht nur bei Heise eine Zeitlang zu lesen. Da wurde generell vor Instabilitäten in den elektrischen Zuständen gewarnt. Aber das scheint mir inzwischen der Vergangenheit anzugehören, hab's lange nicht mehr gelesen. Deswegen geh ich jetzt mutig voll auf die SSD-(Langzeit)-Speicherung. In den bescheidenen Größenordnungen, die bei mir in Frage kommen, hält sich der Mehrpreis in sehr kleinen Grenzen.

Dennoch: Dein Tip mit ab und zu mal an ein lesendes Device zu hängen, scheint mir plausibel. Werd ich mit einplanen.

Gruß,
Lutz W.
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LotharS
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Beitrag von LotharS »

Cif hat geschrieben: Di 21. Sep 2021, 14:16 Auf Arbeit ergibt sich ein ähnliches Bild: WD und Hitachi --> gut, Seagate eher flopp ...
Hier drehen höchstens erstere. War doch bekannt: "Sie geiht oder sie geiht nicht" 8-)
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